Liebe Schama-Freunde, hier nur ein kleiner Erfahrungsbericht "Wohnungssschama".
Schamas sind schöne Vögel. Selbstgezimmerte oder teuer gekaufte Volieren sind fast immer hässlich. Plastikschalenkäfige der gesammelten Hersteller Icks Üpsilon oder Baumarkt-Winkelverbindungen an Rohholz und punktgeschweißeter Gitterdraht verderben einem alle Freude und, sofern man den Vogel in der Wohnung hält, diese gleich mit.
Schamas lieben offene Käfige. Genauer gesagt: Schamas lieben die Deckung und die Zimmerecken oben unter der Decke. Natürlich ist es richtig, dass sie sich gern am Boden aufhalten und unter Tischen und Stühlen spazieren, aber ruhig schlafen können sie (wie alle Vögel) am besten, wenn sie einen Platz haben, der für andere unerreichbar erscheint, der ihnen eine halbe Deckung ermöglicht ("ich sehe Euch, aber Ihr sehr mich nicht" bzw. "ich sehe Euch zuerst") und eine schnelle Flucht. Ich habe mehrere klassische Holzrahmenkäfige und natürlich in den kleinsten von ihnen (60x25) zieht sie sich bevorzugt zurück. Darüber hinaus habe ich ein halbes Jahr auf einen in China bestellten Vogelkäfig gewartet - eine Augenweide und genau so wie in vielen Youtube-Filmchen.
Schamas müssen durch die Wohnung fliegen. Die freie Bewegung und der unversperrte Blick auf den Vogel offenbaren sein Wesen als Fliegenschnäpper und überhaupt erst seine gesamte Qualität: kein Fluchtvogel, sondern ein aufmerksam abwartender Individalist. Die Familienähnlichkeit zu Amsel, Rotkehlchen, Rotschwanz etc. kennt jeder oder wird jeder kennenlernen. Die Schama in nur halbhellen Räumen elegant im Gesteck oder Geäst der großen Pflanzenschale oder furchtlos auf dem Naturast keine Armeslänge über einem ist an Anmut kaum zu überbieten.
Schamas haben ihre bevorzugten Sitzwarten. Es muss deshalb niemand Sorge haben, dass der Freiflug in der Wohnung überall Vogelschiet bedeutet. Natürlich rette auch ich meine italienischen Stilmöbel, meine Picassos und meine chinesischen Seidenstickereien, indem ich dem Vogel den Zugang zum Wohnzimmer versperre.
Wer Schamas hält, braucht geduldige Nachbarn oder eine solide Wohnung. Der Revierruf in seiner lauten Stunde am Morgen oder Vormittag ist schlicht gesundheitsschädlich. Das ist tatsächlich regelmäßig (um nicht zu sagen: täglich) der Moment, die Schamahaltung in der Wohnung zu überdenken. Es bleibt völlig unerklärlich, wie ein so kleiner Körper von 50 Gramm eine solche Lautstärke und Schrillheit entwickeln kann. Tür zu! Und die zum Wohnzimmer gleich auch.
Schamas singen wirklich unterschiedlich schön. Die schön singenden entschädigen die laute Stunde am Morgen mit stundenlangem Ruhegesang von ausgesuchter Friedfertigkeit und Wohlklang in bester Zimmerlautstärke (wenngleich ich persönlich den Amselgesang den zwar vielleicht weniger virtousen, jedoch seelenvolleren und "vollklingenderen" finde, vor allem den ganz ganz leisen im Herbst in den Büschen, den man nur wahrnimmt, wenn man die Ohren darauf gespitzt hat).
Schamas sind auch sonst unterschiedlich. Die Unterscheidungen in Medan- oder Nicht-Medan-Schama traue ich mir nicht zu. Je länger das von mir ausdrücklich begrüßte Importverbot anhält, desto mehr versmischen sich die Vögel ohnehin. Gleichwohl habe ich in diesem Jahr einen Vogel erstanden, der von schlanker, relativ langschwänziger Gestalt ist (relativ! Ich rede hier nicht von "Langschwanzschama"), einen vergleichsweise zarten Schnabel hat und zarte, jedoch relativ dunkle (also nicht fleischfarbene) Beine und Füße. Charakterlich ist er sehr zutraulich, ohne jede Hektik und interessiert - fast "freundlich". Außerdem zählt er von den sieben Schamahähnen, die ich hatte, zu den wenigen wirklich schönen Sängern und hat mich angeregt, diese Zeilen hier zu schreiben. Die Töne sind angenehm, die Kombination der Töne ist harmonisch, unschöne Presslaute hat er nicht, jedenfalls bisher nicht. Übrigens finde ich den hochgepriesenen Gesang der Medan-Schamas mit ihren tiefen Stimmen gar nicht unbedingt so toll - Geschmackssache.
Schamas sind nicht teuer. Aber der Schamakauf ist dennoch aufwändig. Ich finde die derzeitigen Preise moderat und jeder sollte den Züchtern dankbar sein, dass sie uns so schöne Vögel züchten und beim Verkauf nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Das was den Schamakauf aufwändig macht, ist die Suche. Per Internet funktioniert meines Erachtens nur die Kontaktanbahnung. Man sollte hinfahren und sich die Vögel ansehen, denn sie sind in Chrakter und Gestalt sehr unterschiedlich. Aber da ich ja oben gesagt habe, dass man sich für die Wohnung keine teuren Volieren bauen muss, hat man schon mal einiges an Geld gespart.
Schamahaltung ist sehr einfach. Alle gegenteiligen Behauptungen halte ich für falsch. Weichfutter (von keiner Schama wirklich geliebt) gibt es von vielen Herstellern. Darüber hinaus kursieren im Internet alle möglichen Rezepte. Ich wohne in einer großen Stadt und habe "Futterhäuser" und "Fressnäpfe" sowie Spezialanbieter zum Glück um mich herum. Mein derzeitiger Vogel frisst Claus blau und natürlich am liebsten lebende Insekten und ab und zu mal einen Regenwurm, Mehlwürmer übrigens zählen nicht zu seinen Favoriten. Anderen Schamas konnte ich gemahlene Beoperlen mit Quark reichen. Gebt dem Vogel Beschäftigung. Kauft Euch ein leeres kleines oder noch besser eine großes Aquarium und bedeckt den Boden mit Walderde. Es ist ein Genuss, wie der Vogel sich die Heimchen herausfängt und ab und zu nach Regenwürmern gräbt.... (30 cm Höhe reichen aus. Heimchen springen keine 20cm hoch.)
Finally: Schamas sind Individualisten. Eine Paarhaltung in der Wohnung habe ich mich nicht getraut. Berichten über Mord und Totschlag bei zu eng gehaltenen Schamas schenke ich Glauben. Aus meines Erachtens unbegründeter Sorge vor Hospitalismus hatte ich extra noch andere Vögel angeschafft. Allerdings kam ich bei den Amaranten und Kubafinken gerade noch rechtzeitig: Die Schama hatte sich in deren Käfig begeben und einen der Vögel schon im Schnabel... Wenn ich morgens mit Kaffee in der Einflugschneise zum Lieblingsplatz am Fenster sitze, werden gnadenlos Angriffe geflogen und erst auf dem letzten Meter abgebrochen. Der Vogel braucht Bewegung, Beschäftigung, und einen Platz am im Sommer offenen Fenster, den er gar nicht so häufig aufsucht. Beobachtet den Vogel, sollte er doch zu einsam werden, gebt ihn ab.
Grüße aus dem Berliner Hinterhaus
Albrecht
Schamas sind schöne Vögel. Selbstgezimmerte oder teuer gekaufte Volieren sind fast immer hässlich. Plastikschalenkäfige der gesammelten Hersteller Icks Üpsilon oder Baumarkt-Winkelverbindungen an Rohholz und punktgeschweißeter Gitterdraht verderben einem alle Freude und, sofern man den Vogel in der Wohnung hält, diese gleich mit.
Schamas lieben offene Käfige. Genauer gesagt: Schamas lieben die Deckung und die Zimmerecken oben unter der Decke. Natürlich ist es richtig, dass sie sich gern am Boden aufhalten und unter Tischen und Stühlen spazieren, aber ruhig schlafen können sie (wie alle Vögel) am besten, wenn sie einen Platz haben, der für andere unerreichbar erscheint, der ihnen eine halbe Deckung ermöglicht ("ich sehe Euch, aber Ihr sehr mich nicht" bzw. "ich sehe Euch zuerst") und eine schnelle Flucht. Ich habe mehrere klassische Holzrahmenkäfige und natürlich in den kleinsten von ihnen (60x25) zieht sie sich bevorzugt zurück. Darüber hinaus habe ich ein halbes Jahr auf einen in China bestellten Vogelkäfig gewartet - eine Augenweide und genau so wie in vielen Youtube-Filmchen.
Schamas müssen durch die Wohnung fliegen. Die freie Bewegung und der unversperrte Blick auf den Vogel offenbaren sein Wesen als Fliegenschnäpper und überhaupt erst seine gesamte Qualität: kein Fluchtvogel, sondern ein aufmerksam abwartender Individalist. Die Familienähnlichkeit zu Amsel, Rotkehlchen, Rotschwanz etc. kennt jeder oder wird jeder kennenlernen. Die Schama in nur halbhellen Räumen elegant im Gesteck oder Geäst der großen Pflanzenschale oder furchtlos auf dem Naturast keine Armeslänge über einem ist an Anmut kaum zu überbieten.
Schamas haben ihre bevorzugten Sitzwarten. Es muss deshalb niemand Sorge haben, dass der Freiflug in der Wohnung überall Vogelschiet bedeutet. Natürlich rette auch ich meine italienischen Stilmöbel, meine Picassos und meine chinesischen Seidenstickereien, indem ich dem Vogel den Zugang zum Wohnzimmer versperre.
Wer Schamas hält, braucht geduldige Nachbarn oder eine solide Wohnung. Der Revierruf in seiner lauten Stunde am Morgen oder Vormittag ist schlicht gesundheitsschädlich. Das ist tatsächlich regelmäßig (um nicht zu sagen: täglich) der Moment, die Schamahaltung in der Wohnung zu überdenken. Es bleibt völlig unerklärlich, wie ein so kleiner Körper von 50 Gramm eine solche Lautstärke und Schrillheit entwickeln kann. Tür zu! Und die zum Wohnzimmer gleich auch.
Schamas singen wirklich unterschiedlich schön. Die schön singenden entschädigen die laute Stunde am Morgen mit stundenlangem Ruhegesang von ausgesuchter Friedfertigkeit und Wohlklang in bester Zimmerlautstärke (wenngleich ich persönlich den Amselgesang den zwar vielleicht weniger virtousen, jedoch seelenvolleren und "vollklingenderen" finde, vor allem den ganz ganz leisen im Herbst in den Büschen, den man nur wahrnimmt, wenn man die Ohren darauf gespitzt hat).
Schamas sind auch sonst unterschiedlich. Die Unterscheidungen in Medan- oder Nicht-Medan-Schama traue ich mir nicht zu. Je länger das von mir ausdrücklich begrüßte Importverbot anhält, desto mehr versmischen sich die Vögel ohnehin. Gleichwohl habe ich in diesem Jahr einen Vogel erstanden, der von schlanker, relativ langschwänziger Gestalt ist (relativ! Ich rede hier nicht von "Langschwanzschama"), einen vergleichsweise zarten Schnabel hat und zarte, jedoch relativ dunkle (also nicht fleischfarbene) Beine und Füße. Charakterlich ist er sehr zutraulich, ohne jede Hektik und interessiert - fast "freundlich". Außerdem zählt er von den sieben Schamahähnen, die ich hatte, zu den wenigen wirklich schönen Sängern und hat mich angeregt, diese Zeilen hier zu schreiben. Die Töne sind angenehm, die Kombination der Töne ist harmonisch, unschöne Presslaute hat er nicht, jedenfalls bisher nicht. Übrigens finde ich den hochgepriesenen Gesang der Medan-Schamas mit ihren tiefen Stimmen gar nicht unbedingt so toll - Geschmackssache.
Schamas sind nicht teuer. Aber der Schamakauf ist dennoch aufwändig. Ich finde die derzeitigen Preise moderat und jeder sollte den Züchtern dankbar sein, dass sie uns so schöne Vögel züchten und beim Verkauf nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Das was den Schamakauf aufwändig macht, ist die Suche. Per Internet funktioniert meines Erachtens nur die Kontaktanbahnung. Man sollte hinfahren und sich die Vögel ansehen, denn sie sind in Chrakter und Gestalt sehr unterschiedlich. Aber da ich ja oben gesagt habe, dass man sich für die Wohnung keine teuren Volieren bauen muss, hat man schon mal einiges an Geld gespart.
Schamahaltung ist sehr einfach. Alle gegenteiligen Behauptungen halte ich für falsch. Weichfutter (von keiner Schama wirklich geliebt) gibt es von vielen Herstellern. Darüber hinaus kursieren im Internet alle möglichen Rezepte. Ich wohne in einer großen Stadt und habe "Futterhäuser" und "Fressnäpfe" sowie Spezialanbieter zum Glück um mich herum. Mein derzeitiger Vogel frisst Claus blau und natürlich am liebsten lebende Insekten und ab und zu mal einen Regenwurm, Mehlwürmer übrigens zählen nicht zu seinen Favoriten. Anderen Schamas konnte ich gemahlene Beoperlen mit Quark reichen. Gebt dem Vogel Beschäftigung. Kauft Euch ein leeres kleines oder noch besser eine großes Aquarium und bedeckt den Boden mit Walderde. Es ist ein Genuss, wie der Vogel sich die Heimchen herausfängt und ab und zu nach Regenwürmern gräbt.... (30 cm Höhe reichen aus. Heimchen springen keine 20cm hoch.)
Finally: Schamas sind Individualisten. Eine Paarhaltung in der Wohnung habe ich mich nicht getraut. Berichten über Mord und Totschlag bei zu eng gehaltenen Schamas schenke ich Glauben. Aus meines Erachtens unbegründeter Sorge vor Hospitalismus hatte ich extra noch andere Vögel angeschafft. Allerdings kam ich bei den Amaranten und Kubafinken gerade noch rechtzeitig: Die Schama hatte sich in deren Käfig begeben und einen der Vögel schon im Schnabel... Wenn ich morgens mit Kaffee in der Einflugschneise zum Lieblingsplatz am Fenster sitze, werden gnadenlos Angriffe geflogen und erst auf dem letzten Meter abgebrochen. Der Vogel braucht Bewegung, Beschäftigung, und einen Platz am im Sommer offenen Fenster, den er gar nicht so häufig aufsucht. Beobachtet den Vogel, sollte er doch zu einsam werden, gebt ihn ab.
Grüße aus dem Berliner Hinterhaus
Albrecht